In Dini Thomsens Bildern treten Statik und Dynamik in ein wechselseitiges Spannungsverhältnis, das durch den graphischen all over-Charakter und der Betonung der Senkrechten und Waagerechten ausgelöst wird. Dieses Spannungsmoment, für dessen Gestaltung die Auseinandersetzung mit Mythologie und Religion bestimmende Bedeutung hat, wird zusätzlich durch die verhaltene und doch kontrastierende Farbigkeit unterstrichen. Die vorwiegende Verwendung von Braun, Rot und Rosa mit Schwarz und Weiß gibt vielen Arbeiten etwas Erdhaftes und Trockenes, das dem zurückhaltenden, sensiblen Charakter der Künstlerin entspricht.
Bim notwendigerweise längeren Einsehen in die Bilder schölen sich häufig Motive wie Figuren und Kreuze heraus, die in den frühen gegenständlichen Arbeiten von großer Wichtigkeit waren und in verschlüsselter Form auch heute noch in die netzartige Bildstruktur eingearbeitet werden.
Während der Zeit der konservativen Akademieausbildung in Leiden entstand hauptsächlich Gegenständliches, über dessen abbildenden Charakter sich Thomsen schon früh hinwegsetzte. Immer mehr kündigen sich Fragestellungen an, wie sie die Künstlerin bis heute beschäftigen, vor allem nach der kte aus der Wirklichkeit in das Bild übersetzt werden können, und in zunehmendem Maße ist es die Malerin selbst, die sich mit ihrer Erregung, Aggression und Bewegtheit zwischen die gesehene Realität und ihre Abbildung stellt. In spontaner Gestik und vom Gefühl geleitet bringt Dini Thomsen die Farbe in zarten oder kräftigen Pinselstrichen auf das Papier, wobei sich häufig mehrere Schichten überlagern. Immer wieder zerstört Thomsen durch Reißen und Kratzen oder durch Übermalen der schnell trocknenden Acrylfarbe schon Entstandenes bis sie in diesem Wechsel von Destruktion und Konstruktion ihr Bild findet.